Mitwirk-O-Mat as a morphic field in social technological innovation

Mitwirk-O-Mat bietet Menschen, die sich gerne engagieren möchten eine digitale Lösung. Hierzu werden Initiative und Vereine an Hand von Fragen mit Interessierten* gematched! Beide Seiten gewinnen dabei: sowohl diejenigen die nach aktiven Mitgliedern* suchen gewinnen einen Überblick über vorhandende lokale Engagement-Möglichkeiten in ihrer Umgebung, als auch Vereine und Initativen; diese gewinnen Aufmerksamkeit und im besten Fall vermittelt Mitwirk-O-Mat (in Kurzschreibweise: M-O-M) Ehrenamt mit Engagement! (1)


Die Lösung beruht im Fundament auf einer open source basierten Webapplication: dem »Mat-O-Wahl« (in Kurzschreibweise: M-O-W)die widerum eine freie Wahl-O-Mat (in Kurzschreibweise: W-O-M) Alternative ist. Die Prizipien des M-O-W sind ähnlich der Prinzipien des von der »Bundeszentrale für politischen Bildung« herausgegebenen W-O-M, welche im Folgenden dargestellt werden: »Wahl-O-Mat« ist ein Programm, das darin hilft Parteipositionen mit der eigenen Meinung der Nutzer_innen abzugleichen. (2)


Der W-O-M wird jedes Mal wieder vor einer anstehenden Bundestagswahl re-aktiviert und funktioniert wie ein Frage-und-Antwort-tool: Es zeigt auf, welche zu einer Wahl zugelassenen Parteien der eigenen politischen Positionen am Nächsten stehen — indem 38 genannte Thesen mit den Funktionen »stimme zu«, »stimme nicht zu«, »neutral« oder »These überspringen« beantwortet werden können. (3)


Alle zur Wahl zugelassenen Parteien können sich am W-O-M beteiligen. Auf diese spielerische Weise können Nutzer_innen die eigenen Antworten mit denen der Parteien vergleichen. Der Algorithmus des W-O-M errechnet einen Grad der persönlichen Übereinstimmung mit ausgewählten Parteien. Die Funktionen der freien Software »Mat-O-Wahl«(M-O-W) basieren nun auf denen der dargestellten des Wahl-O-Maten (W-O-M). Der wesentliche Charakterzug jedoch liegt darin verankert, dass die Entwickler_innen im Sinne von Open Source wirken. Das bedeutet, dass der M-O-W eine open source basierte, somit freie Sofware ist. Theoretisch kann der Quellcode der Software frei kopiert und verändert werden. Jede_r bekommt damit die Möglichkeit selbst Umfragen zu politischen Themen gestalten zu können: diese Eigenschaft der Software nennt sich auch Allgemein »share-a-like«.


Konkret bedeutet dies, dass hiermit unter Creative Commons lizenzierte Software veröffentlicht wird und damit auch Lizenzen publik gemacht, geöffnet und definiert werden dahingehend, dass z.B. neue abgewandelte Werke (in diesem Sinne Software) unter derselben Lizenz wie das ursprüngliche Werk veröffentlicht und verbreitet werden können. Diese wertvolle Eigenschaft der Software des M-O-W geht auf Matthias Steudtner zurück. Die weitere Arbeit an der Software ist ausgezeichnet im Rahmen eines Förderprogramms im Gebiet des »Public Interest Tech« des »Prototyp Fund«. (4)(5)(6)


Mit diesen zu Grunde gelegten Gedanken des teilbaren »schöpferischen Gemeinguts« werden digitale Experimentierräume für gemeinsames Wirken geschaffen. Hiervon profitieren alle!

Während der »Mat-O-Wahl« (M-O-W) individualisierbare Einsatzgebiete politischer Ausrichtung schafft z.B. für lokale Kommunalwahlen ebenso wie für hochschulrelevante Fachschaftsratwahlen — eröffnet und transferiert die Software gleichwohl neue kreativ-innovative Einsatzdimensionen. Hierfür zur Untermalung ein Beleg von Volker Grassmuck, Herausgeber_in des Werkes »Freie Software – Zwischen Privat- und Gemeineigentum«:

»Wenn freie Software den Nutzer:innen Vorteile bietet, übersetzt sich die(se) auch in volkswirtschaftliche Effekte (…) auch der öffentliche Sektor selbst beginnt freie Software zu nutzen.(…) (nehmen wir den) (…)Trend hin zu einer für Bürger_innen transparenteren Verwaltung mit weitgehendem Ankteneinsichtrecht (…) so könnte man von einem morphogenetischen Feld des quelloffenen Codes sprechen« (7)

vgl. »Freie Software«,Volker Grassmuck, S.318; https://freie-software.bpb.de

Hier kommt der Mitwirk-O-Mat ins Spiel! In Adaption der Basis-Funktionalitäten des »Mat-O-Wahl« (M-O-W) dient der Algorithmus des »Mitwirk-O-Mat« (M-O-M) im Wesentlichen als ein zusätzliches Umfragetool zum Auffinden von Möglichkeiten einer ehrenamtlichen Beteiligung.

Diese formbildende Weiterentwicklung geht als Initiative auf Jonas Schröder und Felix Englisch von der »Vernetzungsinitiative Lebendiges Lüneburg« zurück. Sie setzten ihre Idee erfolgreich in einen Mitwirk-O-Mat in Lüneburg um. Dieses tool verzeichnete in kurzer Zeit mehr als 1000 Nutzer_innen und eine Beteiligung von über 70 Initiativen. Der Mitwirk-O-Mat Lüneburg erreichte hohe mediale Aufmerksamkeit. Bemerkenswert ist, dass die Initiator_innen eine herausragende Schritt-für-Schritt Anleitung erarbeiteten. Dieses »how-to« ermöglicht jede_m eigene Mitwirk-O-Maten zu generieren. (8)(9)(10+)


Die Stärke des Mitwirk-O-Maten als freie Software liegt ausführlich dokumentiert vor. Gleichwohl stehen hinter einer starken Software neben dem zu programmierenden Algorithmus und der konkreten Umsetzung auch starke Vernetzungsinitiativen und damit eine Vielzahl intendierter Personen. Hierfür zur Untermalung ein Zitat von Johanna Ballesteros
von »ProjectTogether«:

»Um Lösungen in (der) Breite (skalieren zu können), braucht es Umsetzungspartner_innen (vor Ort), die die Lösungen pilotieren und somit in die Breite tragen.«

Wie wir hier bereits erkennen können sind M-O-M bisher eine Vielzahl an Umsetzungspartner_innen begegnet. Der Verlauf soll hier skizziert werden ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

In mehreren Schritten dem Weg der Initiative Mitwirk-O-Mat Lüneburg folgend, konnten weitere Partner_innen gewonnen werden.
Dieses damit gebildete Netzwerk entsteht Schritt-für-Schritt aus der Kombination der Software-Entwicklung mit collaborativer Wirkkraft ehrenamtlich Engagierter. Hier entsteht eine kreative Entwicklungsumgebung und ebenfalls geht auch hieraus ein gesellschaftlicher Mehrwert hervor.

Die im Folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit genannten Beispiele beabsichtigen dies zu illustrieren: Den Lüneburger Mitwirk-O-Maten als Vorbild betrachtend, konnten mehrere Akteur_innen weiterer Städte gewonnen werden. Im intensiven Austausch mit den jeweiligen Verantwortlichen tragen Felix Englisch und Jonas Schröder aktiv dazu bei, dass weitere Mitwirk-O-Maten bundesweit implementiert werden.

Für diese Transferleistungen als unermessliches Startkapital angesehen werden kann ebenso der Zusammenschluss eines Teams, welches initiativ dem updatedeutschland-Hackathon der Digitalcommunity entstammt. Dieser Hackathon unter Schirmherrschaft des »Bundeskanzleramtes« startete einen digitalen Raum, in welchem ein experimentelles Zukunftslabor entsteht. Dieses bringt innovative Ideen mit konkreten Herausforderungen der Zivilgesellschaft, öffentlicher Verwaltungsebenen und weiteren Akteur_innen zusammen. (11)


Vielfältige Herausforderungen bildeten einen Ausgangspunkt für den 48h-Hackathon. Hierbei adressierte Mitwirk-O-Mat im Besonderen die Herausforderung im Handlungsfeld »Lokales Ehrenamt« für die Fragstellung: Wie können wir mehr (junge) Menschen fürs Engagement gewinnen? Zahlreiche Akteure* wirkten an dieser Fragstellung.

Im Anschluss manifestierte sich ein Team, welches sich als gemeinsames Pilotprojekt für den supportiven Aufbau von digitalem Engagement und partizipativen Beteiligungsformaten auf Grundlage des Mitwirk-O-Mat einsetzt. M-O-M entsteht als ergebnisoffene Entwicklungsumgebung im Wirkungsfeld von digitalem Engagement. (12)

Hierbei erkennen viele Akteur_innen die Synergieeffekte und zahlreiche Auszeichnungen begleiten unsere Zusammenarbeiten:


Die Aufnahme in das Umsetzungsprogramm von »ProjectTogether« bereichert durch vielfältige Kapitalsorten beratender, ideeller, monetärer und kommunikativer Art. Aspekte die gemeinsam mit Mentor_innen erarbeitet werden, fließen in die Entwicklungsumgebung ein. All diese Unterstützung lässt einen beeindruckenden Einblick in die starke Engagement-Community in Deutschland zu. (13)


Unzählige Anfragen für die gemeinsame Zusammenarbeit einen lokalen Mitwirk-O-Maten zu gestalten konnten in zwei Adaptionen konkrete Form finden.Diese als Vorlage gezählt sind zum Einen die Adaption »Mitwirk-O-Mat Nürnberg« und zum Anderen die Adaption »Mitwirk-O-Mat Gütersloh«. Beide sind stabil verankert im gemeinsamen Zutun des Projektteams mit den sehr engagierten Ehrenamtskoordinator_innen der jeweiligen Städte. Mit diesen beiden wichtigen Akteur_innen konnte eine »Blaupause« erstellt werden, die für zukünftige Zusammenarbeit mit öffentlichen Trägerstrukturen wertige Baupläne hinsichtlich Design, Entwicklung und Finanzierung für beide Seiten liefert. In Elke Pauly-Teisman, Ehrenamtskoordinator_in der Stadt Gütersloh findet sich zudem in persona eine beratende Mentorenschaft für eine bundesweite Pilotierung des M-O-M für das Projektteam. (14+)


Aufbauend auf den genannten und weiteren Fähigkeiten des Teams sich engagiert an der Schnittstelle von analogen und digitalen Handlungsprozessen weiterzuentwickeln, wird diese Arbeit gemeinsam mit der Funktionalität der Software hoch dotiert:


Als ein Projekt von 12 weiteren starken digitalen Lösungen zählt M-O-M zum inklusiven Kreis des Innovationsprogramms UpdateDeutschland.(15)

Mitwirk-O-Mat gewinnt Bedeutung in Hinsicht einer Open Social Innovation Bewegung. Hierbei versteht sich Open Social Innovation auch als »ein Instrument zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen«. (16)


In einer begleitenden Forschung diverser Akteur_innen werden hierbei wissenschaftliche Erkenntnisse abgeleitet. M-O-M unterstützt als Interviewpartner_innen diese Foschungsvorhaben. (17)


Ausgerichtet mit Hilfe einer gemeinwohlorientierten Perspektive schafft M-O-M eine niedrigschwellige Plattform, die weitere Innovationen beflügeln kann. Interessante Aspekte in der Zusammenarbeit in vielerleil Hinsicht werden verhandelt u.A. Entwürfe der Gemeinwohl-Ökonomie und Social Entrepreneurship. Weitere Bestrebungen werden gefördert von namenhaften Stiftungen und Organisationen:

Andreas Grau, Projektmanager_in der Bertelsmann Stiftung begleitet in Hinblick auf einen zukünftigen bundesweiten Roll-Out als Mentor_in das Projektteam. (18)


Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt stellt in beratender Funktion eine_/n »Transfer Angel« in Hinblick auf Aspekte der Professionalisierung.


Das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e.V. featured M-O-M in eigenem medialen Format der Politiktalks-Kampagne #wegebereiten. In dieser Kampagne werden Sozialunternehmen als zukunftsorientierte, nachhaltige Akteur_innen in der internationalen Zusammenarbeit mit Vetreter_innen aus der Politik in einer Diskussionsrunde zusammengedacht. (19)


Die »wechange eG« stellt kollaborative Infrastruktur durch die kostenfreie Plattform »wechange.de« und bildet geichzeitig einen strategischen Umsetzungspartner_in, um konkrete Sicherheiten für Projekt und Team zu gewährleisten. (20)(21)


Eine Auszeichnung krönt bisherige Erfolge im Besonderen: die vom Zusammenschluss Digitaltag verliehene Jahresauszeichnung des »Preises für digitales Miteinander« in der Kategorie »Digitales Engagement«. Digitale Technologien können Menschen vernetzen, informieren und motivieren. Sie haben damit das Potenzial, unser gesellschaftliches Miteinander zu bereichern und neue Wege des Engagements zu eröffnen. In der Kategorie »Digitales Engagement« werden neue Formen des Engagements im digitalen Raum ausgezeichnet. Mitwirk-O-Mat ist 2021 ausgezeichnet dafür digitale Technologien auf innovative Weise für die Verbesserung und Ausweitung von bürgerschaftlichem Engagement einzusetzen und mithilfe dieser ganz neue Wege des Engagements zu eröffnen. (22)


Mitwirk-O-Mat hilft dabei partizipative Möglichkeitsräume für »vernetzte Gesellschaften« innovativ zu gestalten, in denen jede_r Akteur_in eine geeignete Rolle finden kann. Design hilft dabei auch und spielt eine zentrale Rolle:

In diesem Sinne zur Untermalung ein Kommentar von Indy Johar, einem Architekten der »Marylebone Free School« aus London:

»Die Idee des Bürgers* war schon immer eine Do-it-Yourself Idee. In einem Raum in dem (dieser*) sich selbst (er)-finden kann, wird der feste Platz im sozialen Gefüge in Frage gestellt und die Karten werden neu gemischt. (…)(heute) entsteht am Schmelzpunkt von Technologie und Demokratie eine neue, vernetzte Zivilgesellschaft. Diese vernetzte Bürgergesellschaft ist eine Idee, wie durch Technologie und einen tiefgreifenden Demokratisierungsprozess der Weg frei gemacht wird, damit sich Menschen selbst lokal organisieren können und schließlich Institutionen und Organisationen gründen, die einen fundamentalen zivilgesellschaftlichen Nutzen stiften. Es ist eine zivile Methode, Mikro-Aktionen zu organisieren, die neue soziale, ökologische und wirtschaftliche Kreisläufe anstoßen«

zitiert aus der Publikation von Florian Pfeffer »To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt.Strategien.Werkzeuge.Geschäftsmodelle«, erschienen im Verlag Hermann Schmidt Mainz, 2014

Impressum »Mitwirk-O-Mat: Akteur_innen aus Ehrenamt mit Engagement« oder: »Mitwirk-O-Mat as an morphic field in social technological innovation« ist ein Kurzreport verfasst von Doris Arianna Ahlgrimm und lizensiert unter Creative Commons Attribution 4.0 International CC—BY—4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.

Quellen
(1) https://mitwirk-o-mat.de
(2) https://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/
(3) https://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/294576/wie-funktioniert-der-wahl-o-mat)
(4) https://www.mat-o-wahl.de
(5) https://github.com/msteudtn
(6) https://prototypefund.de/project/mat-o-wahl/
(7) vgl. Freie Software,Volker Grassmuck, S.318; https://freie-software.bpb.de
(8) https://www.lebendiges-lueneburg.de/mitwirk-o-mat/
(9) https://www.inove.network/wiki/Mitwirk-O-Mat
(10+) Linksammlung Mitwirk-O-Mat Lüneburg
10-1 https://www.luenepedia.de/wiki/Mitwirk-O-Mat
10-2 https://www.univativ-magazin.de/lueneburger-mitwirk-o-mat-finde-die-initiative-die-zu-dir-passt/
10-3 https://lokalportal.de/posts/schon-den-mitwirk-o-mat-genutzt-148711
(11) https://updatedeutschland.org
(12) https://devpost.com/software/mitwirk-o-mat
(13) https://platform.projecttogether.org/initiative/zzHQrmYDKLbFPERFpobJrV5U0N33?view=editable
(14) Linksammlung Adaptionen
14-1 https://www.nuernberg.de/internet/nuernberg_engagiert/aktuell_72814.html
(15) https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/updatedeutschland-initiativen-1946904
(16) https://www.schoepflin-stiftung.de/news/detailansicht/news/von-der-utopie-zur-wirklichkeit-open-social-innovation-als-ein-neues-instrument-zur-loesung-gesamt/
(17) https://opus4.kobv.de/opus4-hsog/frontdoor/deliver/index/docId/3782/file/HertieSchool_LearningReport_210318.pdf
(18) https://twitter.com/andreasgrau10?lang=de
(19) https://www.youtube.com/watch?v=7ZUXGbcywao&list=PLWurXXMatZehwyVvsP3H1anDtoGKUMVEP&index=4
(20) https://wechange.de/project/mitwirk-o-mat/
(21) Linksammlung Wechange
(22) https://digitaltag.eu/preis-fuer-digitales-miteinander
(Final) Zitat von Philipp von der Wippel aus der Publikation »#tunwirwas« von Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer, S.176

Abspann Mit einem zusätzlichen Dank an Alle*, denen ich persönlich-/remote auf dieser außergewöhnlich digitalen Reise begegnen konnte; es war mir eine außerordentlich große Freude in dieser Umgebung mit Euch zu wirken; jede_r zählt!

Motivator für Weiteres »Veränderung beginnt in jedem Einzelnen von uns. Der Horizont unserer Vorstellungskraft bestimmt das Denkbare. Habe Mut, den Rahmen des Denkbaren zu sprengen.«

Zitat von Philipp von der Wippel aus der Publikation »#tunwirwas« von Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer, S.176